Die Zucht dieser relativ jungen Rasse begann in England vor etwa 40 Jahren durch die Eigentümerin des Toyhorse Stud, Mrs. Tikki Adorian. Das Stammgestüt in Sussex liegt im klimatisch begünstigten Süden Englands. Zuerst ein Mini-Shetlandgestüt, wurde es etwas später auf andere Zwergrassen erweitert und aus dem resultierenden Konglomerat wurde das heute in vielen Ländern züchterisch eingesetzte British Miniature Horse. Viele internationale Gestüte von "Minis" in ganz Europa und den USA besitzen Tiere aus der britischen Zucht.
Die Zuchtgeschichte:
Da es sich hier um eine sehr junge Rasse handelt, kann keine eigentliche geschichtliche Entwicklung erzählt werden. Sie deckt sich mit der Zuchtgeschichte und wird daher als solche geschildert. Im Jahre 1961 bekam Tikki Adorian ein Minishetland als Hochzeitsgeschenk. Das Tier ging kurz darauf ein und wurde durch den Hengst Hurtwood Romany ersetzt. Dieser bekam bald Gesellschaft durch die Stuten Edwina, Janie of Cuttmill und Diane of Yarpha, mit denen eine florierende Minishetty-Zucht begonnen wurde, die bis in die späten 70er Jahre bestand. Dann allerdings wurde mit Ermintoes der erste Tigerhengst erworben, dem weitere Tigerschecken folgten. Etwa zur selben Zeit wurde von Shetlands auf Minipferde umgestellt und man unterhielt engsten Kontakt zur amerikanischen Miniature Horse Association, deren englische Vertreterin Frau Adorian zeitweilig war. Bedeutende Hengste dieser frühen Phase der Miniaturpferdezucht auf Toyhorse Stud waren Hayes Hill Domino und Alpine Boy, der etwas Welsh-Blut führte. Diese Linie wurde erfolgreich durch die Hengste TH Prinz Baluga, TH Jiminy Cricket und TH Ali Baba weiter geführt, bis zum jüngsten Vertreter in den USA, TH Choirboy. Gute Stuten diser Zeit waren Alpine Spring Lass und Alpine Shadow Girl.
Aufgrund einer Unstimmigkeit mit der amerikanischen Zuchtorganisation wurde 1994 die British Miniature Horse Society gegründet, welche die ursprünglichen Zuchtaufzeichnungen übernahm und nun für alle "Britischen Miniaturferde" sorgte. Die BMHS ist der internationale Dachverband für Europa, mit einer Tochtergesellschaft in Belgien.
In weiterer Folge wurde der Falabella-Hengst Spitfire eingesetzt, der sich gut vererbte und schöne Produkte brachte. Eine andere Erweiterung erfolgte durch den Erwerb des Zuchtmaterials von Paolo Gucci. Nach dessen Tod übernahm Frau Adorian, die mit Gucci befreundet war, den Großteil der wertvollen Herde, die zum Teil sogar auf ihre eigene Zucht zurück ging, zum Teil aber amerikanische Abstammungen hatte. Der Falabella-Einfluß wurde durch den Zukauf einer kleinen Herde aus dem Besitz von Linda Johnson verstärkt, darunter der berühmte Hengst RG Gat Remondo. Die Falabellas brachten mit dem Ausgangsmaterial gute Resultate, wie Ice Fanatsy, Amor de Maio, Prince Malibu, Count Bustino und Princess Dotty.
Viele Produkte des Toyhorse Studs gewannen Preise im Schauring. Zwei der erfolgreichsten Schauponys waren Count Cappucino, International Champion of Champions von 1997 und Didymus, welcher 1998 den selben Titel errang.
Tikki Adorian bewarb und förderte Haltung, Zucht und Verwendung der Minipferde in England, aber auch in vielen anderen Ländern der Welt. Ihre Zuchtprodukte sind weltweit zu finden, ebenso jene der anderen englischen Züchter. 1996 gelang es ihr, das "kleinste Pferd der Welt" in das Guinness Buch der Rekorde eintragen zu lassen. Dies war Countess Natushka, welche mit vier Jahren nur 27 inches (rund 68 cm) maß. Inzwischen ist die Zucht auf Toyhorse Stud stark eingeschränkt, da sich die Eigentümer nicht mehr einer dermaßen umfangreichen Zucht widmen wollen. Ponys mit dem Präfix Toyhorse gehören mittlerweile zum festen Bestandteil vieler kontinentaler Zuchten von Kleinstpferden oder Minis.
Das British Miniature Horse ist, analog zu anderen Zwergpferde- Populationen, meist ein sorgfältig und geschickt gezüchtetes Konglomerat, das allerdings einem Rassestandard unterliegt und von der British Miniature Horse Society registriert wird. Diese wurde 1992 mit dem Ziel gegründet, ein Zuchtbuch zu führen und die Zucht von Pferdchen unter einer gewissen Größe zu förden. Das Größenlimit liegt für Jährlinge bei 32 Zoll (ca. 81 cm), für Zweijährige bei 33 Zoll (ca. 84 cm) und für dreijährige und ältere Tiere bei 34 Zoll (ca. 86 cm). Bei der Geburt sind die Fohlen kaum größer als 40 cm. Die BMHS ist eine ministeriell anerkannte Organisation und hält zahlreiche, gut organisierte Schauen und Klassen in ganz England ab, unter anderem bei der Horse of the Year Show, der Royal International Horse Show und der East of England.
Die Eigenschaften:
Minipferde werden seit mehr oder weniger langer Zeit in einigen Ländern, besonders England, Holland und Amerika, aus verschiedenen Gründen und zu unterschiedlichen Zwecken gehalten und gezüchtet. Die amerikanische Autorin Bonnie Hendricks führt an, dass die frühen Importe von England und Holland in die USA bis etwa 1950 dazu dienten, die Kohleminen in den Appalachen mit Grubenponys zu versorgen. In England gab es bereits im 19. Jh. zahlreiche sehr kleine Shetlands, die nicht nur in den diversen Bergwerken, sondern auch als Parktiere (Zierpferdchen), als Spieltiere für Kinder, aber durchaus auch als praktische Fahrpferdchen für Gutsbesitzer dienten.
Heute hat man längst entdeckt, dass Minipferde jeder Provenienz nette und interessante Tiere sind, die viel Freude und Abwechslung bringen. Man kann sie - wenn auch mit Einschränkungen - sowohl einspannen, als auch auf Schauen zeigen, ihnen Zirkustricks beibringen oder sie einfach "nur" lieb haben. Aufgrund ihrer Statur können sie auf vergleichsweise sehr kleinen Flächen gehalten werden, zudem ist ihre Fütterung recht billig. Während der Kaufpreis eines qualitativ guten Minis mitunter an den eines ausgebildeten Großpferdes heranreicht, genügen etwas Heu, Futterstroh, Gras und eine Handvoll mineralisierter Pellets als Tagesration.
Das Exterieur soll eher dem eines verzwergten Pferdes als dem eines "echten" Ponys gleichen. Man wünscht sich einen edlen Kopf mit kleinen Ohren, großen Augen und feiner Maulpartie. Hals, Schultern und Widerrist sollen denen eines Reitpferdes entsprechen, während der Rumpf eher schmal und tief sein soll. Gerade und stabile Beine von ausreichender Stärke sind erwünscht, wobei Röhren, Gelenke und Hufe mitunter etwas zart ausfallen können. Gesundheitliche Probleme, wie Gebissfehler, Patellarluxation, Kryptorchismus, Schwergeburten und Fruchtbarkeitsstörungen können mitunter vorkommen, sind aber laut persönlicher Aussage von Frau T. Adorian relativ selten. Da es sich beim BMH um eine reine Größenzucht handelt, kommen verschiedene Typen vor, es gibt Minis im Araber-, Hunter- und Cobtyp. Allerdings darf die Größe von 81 cm bei Jährlingen und 86 cm bei dreijährigen und älteren Tieren nicht überschritten werden.
(Martin Haller)